Chorgestühl – Die Meisterwerkstatt

Wange der hinteren Sedilienreihe – links

„Im vertieftem, quadratischem Feld, durch kreisrunde Hohlkehle und sich durchstechende Stäbe gerahmt: Relief: Darstellung des Bildschnitzers Hans Kern bei der Arbeit. Der jugendlich gegebene Meister kniet auf einem auf der Holzbank liegenden Brett, das er mit der mit der zweihändig gefassten Säge (Fuchsschwanz) zersägt; unten rechts kniet der kleine Lehrbube und führt das andere Ende der Säge (Sägestück und Hände fehlen). Über ihm an der Wand einige Werkzeuge: auf der Bort ein Hobel, darunter links eine Lochsäge und rechts ein Werkzeug zum anreißen (Kratzer). Unten am Rand das Wappen des Kern: geöffnete Innenseite einer Hand, in der Ecke: HK/ZP. (Hans Kern zu Pforzheim)“ Quelle: „Denkmäler Badens“ Band 11 – S.209
Die geöffnete Innenseite der Hand ist ein Hinweis auf das Wappen von Schwäbisch Hall, ursprünglicher Sitz der Künstlerfamilie Kern.

Der Geselle im Haus seines Meisters – diese Beziehung beruhte nicht nur allein auf dem Dasein als beschäftigter Angestellter, sondern ihr oblag auch eine Reihe von Aufgaben, die als vielfältig und bisweilen auch sehr streng bezeichnet werden können.

Der Meister: Seine „verschiedenen Aufgaben waren von familiärer, ökonomischer wie auch sozialer Natur. Neben dem Unterhalt für seine eigene Familie war der Meister aufgefordert, nicht nur „einen angemessenen Lohn zu zahlen, sondern er musste auch für die Unterbringung in seinem Haushalt und für Essen und Trinken sorgen. Dazu kam das erfolgreiche Führen der Meisterwerkstatt und das kontinuierliche Bestreben Aufträge zu erhalten, um genug finanzielle Mittel zu erwirtschaften und den Meisteralltag damit bestreiten zu können oder auch potentielle Schulden (Auslagen, Kredite) aus der Zeit der Meistergesellenjahre zurück zu zahlen.“
(Im Spannungsfeld der Abhängigkeit? Leben, Anstellung und Wechselbeziehung zwischen Gesellen und Meistern im Zunfthandwerk des Hohen und Späten Mittelalters, Hausarbeit, 2009)

Der Geselle:  „Das Leben als Geselle im 15. und 16. Jh. war alles andere als leicht. 12 – 16 Stunden Arbeit am Tag waren normal. Der Lohn fiel dabei jedoch so gering aus, das er zuweilen kaum zum Überleben reichte. Außerdem war man als Geselle gezwungen, im Hause des Meisters zu leben. (In dieser Zunft bestand zur Zeit des ausgehenden Mittelalters Wanderverbot.) Und Eheschließungen waren ebenfalls ausdrücklich verboten. So versuchte natürlich jeder Geselle, so schnell wie möglich Meister zu werden.“ (Bildnis des Gesellen Zimprecht Rawner) Die Gesellenzeit konnte zwischen einigen Monaten und 5 Jahren dauern. So mancher blieb sein Lebtag Geselle.
TD

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