Chorgestühl – Erste Wange links vorne

Unten ist das Relief der Heiligen Barbara mit Buch und Palmenzweig zu erkennen.
Es ist eingebettet durch gerahmtes Feld mit Kehle und Ranken.
Rechts unten der Turm, in dessen oberem Fenster Kelch und Hostie erscheinen.
Über dem Feld eine Inschrift: ANNO 1512
Darüber: spitzbogiges, gekehltes Fenster mit Maßwerkfüllung.

An der Außenkante der Wange: Unten im vertieften Feld eine Reliefranke mit Blumen und Trauben. Oben, über dem zweiten Rücksprung, ist ein Bündelpfeiler aus gedrehten Stäben zu erkennen. Vor dem maßverzierten Sockel hockt eine Eule.

Zum Verständnis: Nach der Legende lebte und starb Barbara als Märtyrerin Ende/Anfang des 3. und 4. Jahrhunderts nordöstlich von Istanbul in der heutigen Türkei. Ihr Vater war ein heidnischer Kaufmann und liebte seine Tochter über alles. Weil er aber sehr eifersüchtig und argwöhnisch war, sperrte er sie immer in den Turm seines Hauses ein, wenn er auf Reisen war. Als Barbara von einem ihrer Lehrer vom Christentum erfuhr, ließ sie sich in Abwesenheit des Vaters taufen und ein drittes Fenster zur Erinnerung an die Dreifaltigkeit in den Turm einfügen.
Barbara musste fliehen, wurde aber gefunden und wegen ihrer Taufe zum Tode verurteilt. Ihre Enthauptung geschah durch die Hand ihres Vaters.

Auf Darstellungen von Heiligen in der Bildenden Kunst dient das Beiwerk eines Palmzweigs in der Hand immer dazu, einen Märtyrer, einen sogenannten „Blutzeugen“ auszuweisen, der wegen seines Glaubens verfolgt und getötet wurde. Der hier gezeigte Palmzweig hat also nichts mit dem sogenannten Barbarazweig zu tun. Das Brauchtum des Barbarazweiges hatte sich davon losgelöst entwickelt.           TD

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