Chorgestühl – Simson mit dem Löwen

Vordere Wange der linken Sedilienreihe – Simson mit dem Löwen

„Den oberen Abschluss der Wange bildet eine vollplastische Gruppe:
vorne Simson mit beiden Händen dem Löwen den Rachen aufreißend. (Der linke Arm fehlt, die Hand am Rachen ist erhalten.) Simson klemmt den Hinterleib des Löwen mit seinen Beinen ein.

Hinter Simson sitzt ein bärtiger Wappenmann, der mit der Linken ein Wappenschild mit Querbalken – offenbar „von Wittstatt“ – auf den Grund stemmt. (Sein rechter Arm fehlt.)

Nach alten Zeichnungen des Landesdenkmalamtes hielt auch der Löwe unter seiner rechten Tatze ein beschädigtes Wappenschild, auf dem früher das Baden-Sponheimische Wappen zu erkennen war. (Heute fehlt die Tatze, und vom Wappen ist nur noch ein Splitter erhalten.“ (Quelle: „Denkmäler Badens“ Band 11 – Herausgegeben im Auftrag des Badischen Ministeriums Kultur & Unterricht – Bearbeitet von Emil Lacroix, P. Hirschfeld u. H. Riester – Verlag: C.F. Müller, Karlsruhe)

Die Geschichte des Simson erscheint im alttestamentarischen Buch der Richter 13-16. Demnach soll der äußerst starke Simson etwa 1200 v.Chr. gelebt haben. Auf dem Weg zur Brautwerbung (eine Philisterin!) verstellt ihm ein Löwe den Weg. Simson reißt ihm den Rachen auseinander. Später verliert er seine Kraft, indem ihm sein Weib Dalila im Schlafe das Haar abschneidet; offensichtlich im Auftrag der befeindeten Philister. Seine körperliche Stärke hat Simson damit verloren, da sein ungeschnittenes Haar ihm fast übermenschliche Stärke gab.

Obwohl die Braut zu seinen Feinden zählt, läßt sich Simson von seinen Gefühlen, von seiner Lust leiten, mit denkbar schlechten Folgen.

„Die Art, wie die mittelalterliche Kunst Szenen aus dem Leben Simsons präsentiert, ist häufig bis ins Detail hinein von der typologischen Interpretation inspiriert. So tötet Simson den Löwen nicht einfach mit bloßen Händen, sondern er zerreißt ihm das Maul, weil man so mit Simsons Tat besonders gut die Überwindung der Höllenpforten durch Christus assoziieren konnte“ (vgl. Houtman / Spronk, 2004, 71).


Unter der Skulptur des Simson ist ein Fisch, ein geschupptes Wesen zu erkennen, welches mit einer Lanze durch sein offenes Maul abgeschlachtet wird.    TD

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