In einem Beitrag im Badischen Tagblatt beschreibt Gemeindemitglied Gisela Brüning die wechselvolle Geschichte der Spitalkirche in den vergangenen Jahrhunderten. Anlass ist die aktuelle Ausstellung “Ausgepackt” im Stadtmuseum Baden-Baden mit einer Darstellung der Spitalkirche.
Jetzt sei er wohl vollends auf den Holzweg geraten, würde der Küfermeister August Leopold Hoffmann (1874 – 1969) denken, der im Alter seine Liebe zu Intarsien-Arbeiten entdeckte und sein Quartier im Umfeld der Spitalkirche als Holzintarsien-Arbeit verewigt hatte. Das geschah um 1950, aber wenige Jahre später hätte der Mann die Gegend kaum wieder erkannt. Wo das gerahmte Bild in der aktuellen Ausstellung „Ausgepackt“ unter gemasertem Holzhimmel die Türme der Stiftskirche, das Augustabad mit Fangohaus und der Spitalkirche dem Namen des „Hotel Geist“ Bedeutung verliehen und dichte Bebauung die Stadtansicht prägte, würde er angesichts eines völlig fremden Ambientes seinen Augen nicht trauen. Auf grüner Wiese, eingerahmt von Flaggenschmuck der Caracalla-Therme wäre zwar noch die Kirche zu erkennen, aber die ist um etliche (7) Meter verkürzt worden, abgeschnitten wie eine Mortadella. Ein ganzes Joch fehlt. Anlass für diesen, nach heutigen Denkmalschutz- Grundsätzen unverzeihlichem Frevel, war der Abriss des in seiner Pracht dem Friedrichsbad ebenbürtigem „Frauenbad“, um die Kapazität für ein neues „Kurmittelhaus zu schaffen. Ansonsten hatte man das Gebäude sorgfältig innen und außen restauriert, die Fenster versetzt und balneologische Innovationen geschaffen.
Nach der wechselvollen Geschichte, die 1351 erstmals erwähnt wird, unterlag das Gotteshaus politischen Wirren und wechselnden Herrschaftsansprüchen. Damals befand sich die Kirche außerhalb der Stadtmauer als Teil eines Ensembles aus Spital mit angegliedertem Friedhof und Gotteshaus. Bei den großen Restaurierung 1963 -1966 und später 1983 – 85 (Caracalla-Bau) wurde die Kirche zwar um 1/6 ihrer ursprünglichen Länge verkürzt, aber zahlreiche Verbesserungen überließ der rührigen Gemeinde der Altkatholiken, wenn auch auf beschränktem Raum, eine feste Bleibe für ihre Gottesdienste und Zusammenkünfte.
Darüber hinaus ist die Spitalkirche am Römerplatz eine Zuflucht, die viele Vorübergehende anlockt. Baden-Badener und Gäste aus aller Welt kehren gern an dem Ort der Kontemplation ein, lassen sich von den Gesängen aus Taizé tragen, vertiefen sich in die farbigen Fenster, die zu glühen beginnen, wenn die Sonne hereinscheint. Dass selbst unter den Einheimischen oft Unklarheit über diese Konfession herrscht, liegt wohl an dem Begriff „alt“- katholisch. Dabei ist die Alt-Katholische Kirche eine junge Kirche, die aus Protest gegen die vatikanischen Beschlüsse im Jahr 1870 (1.Vatikanisches Konzil) entstand. Viele Menschen hielten die Dogmen der Unfehlbarkeit und der obersten Rechtsgewalt des Papstes nicht vereinbar mit der Bibel, dem Glauben der ersten Christen und dem eigenen Gewissen. Aus dieser Not beharrten sie auf ihrem „alten“ Glauben. Es folgten weitere Reformen, wie die Aufhebung der Zölibats-und Beicht-Verpflichtung. Darüber hinaus steht die Spitalkirche gastfreundlich für Veranstaltungen unterschiedlicher Art offen; Konzerte, Lesungen oder andere kulturelle Vorhaben seriöser Anbieter. Nicht mehr eingezwängt im historischen Ensemble, sondern in Nachbarschaft kurörtlicher Wellness-Einrichtungen hat sich der Eindruck der Spitalkirche vom Hort für Sieche und Kranke zum Ruhepol für gestresste und suchende Menschen gewandelt.