Die Ölberggruppe

Ein Hörspiel über die Geschichte der Ölberggruppe bei der Spitalkirche in Baden-Baden

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Text des Hörspiels:

Jesus betet im Garten Gethsemane

Hier, an der Spitalkirche, wo sich bis 1848 der ehemalige Friedhof der Stadt Baden-Baden befand, steht heute noch der Ölberg aus dem 15. Jahrhundert. Das Denkmal besteht aus einer mächtigen Schichtung von Sandsteinen und fünf Figuren aus gelblichem Sandstein: die kniende Christusfigur mit erhobenen, betenden Händen, Jakobus und Johannes, beide sitzend, und Petrus mit der Hand auf dem Schwert. Diese drei Jünger begleiteten Jesus am Ölberg – so der Bibeltext. Der Engel über der Christusstatue wurde erst 1838 angebracht. Er hat mit der eigentlichen biblischen Geschichte am Ölberg nichts zu tun.
Früher stand ein großes Steinkreuz an unserer Ölberg-Gruppe. Um es dort zu schützen fand es seinen Platz in der kath. Stifts-Kirche am Marktplatz. Dort finden Sie es auch heute noch
Der Ölberg ist eine Anhöhe vor den Toren Jerusalems. Schon zu Lebzeiten Jesu war dort eine große Anlage mit Olivenbäumen. Die Oliven braucht man, um das köstliche Olivenöl herzustellen. Am Ölberg gab und gibt es noch heute einen Olivenbaum-Garten mit Namen Gethsemane.

Was tat Jesus hier am Ölberg? Hören wir, was uns die Bibel dazu erzählt:
Wieder einmal ging das Passamahl zu Ende. Jesus und sein Jünger dankten, standen auf, löschten alle Lichter und gingen hinaus in die Nacht. Jesus ging voraus, und seine Jünger folgten ihm durch die dunklen Straßen der Stadt, bis hinaus vor die Tore der Stadt. Dort draußen, am Ölberg, wollten sie die Nacht in einem Garten verbringen, der Gethsemane hieß. Die Jünger ahnten wohl, dass diese Nacht eine besondere sein würde.
Da wandte sich Jesus zu ihnen und sprach: „Hört, in dieser Nacht werdet ihr mich alle verlassen.“ – „Nein“, fiel ihm Petrus ins Wort, „ich verlasse dich nicht! Und wenn Dich alle im Stich lassen, ich nicht!“ – „Doch“, sagte Jesus, „auch Du. Noch in dieser Nacht – bevor der Hahn kräht, wirst Du mich verleugnen. Drei Mal wirst Du sagen, dass du mich nicht kennst“. – „Nein, nein!“ rief Petrus noch lauter. „Ich verleugne Dich nicht. Lieber würde ich sterben“. „Nein“, fielen nun auch die anderen Jünger ein – „Wir bleiben bei Dir.“
Jesus sagte nichts mehr. Still ging er vor seinen Jüngern her, bis sie zu dem Garten Gethsemane kamen. „Setzt Euch hier hin“, sagte Jesus zu ihnen, „und wartet auf mich. Ich will in den Garten gehen und beten.“ Nur drei Jünger nahm er mit sich in den Garten: Petrus, Jacobus und Johannes. Als sie miteinander ein Stück gegangen waren, blieb Jesus stehen.
Er zitterte am ganzen Leib. Todesangst war ihm anzusehen. „Mir ist sehr bange, ich fürchte mich sehr“, sprach er zu seinen Jüngern. „Wartet hier und wacht mit mir.“ Da setzten sich die drei unter einen Ölbaum und warteten. Jesus aber ging weiter in den dunklen Garten hinein, kniete dort nieder und sprach mit seinem Vater im Himmel. Er betete: „Mein Vater, wenn es möglich ist, dann lass mich nicht leiden. Aber nicht, wie ich will, sondern wie du willst, soll es geschehen“, und er hob die Hände zum Himmel. Angstschweiß trat auf seine Stirn. Lange Zeit kniete Jesus auf der Erde und betete.
Danach stand er auf und kehrte zurück zu den drei Jüngern. Aber sie bemerkten ihn nicht. Sie lagen am Boden und schliefen. Jesus rief: „Petrus, könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen? – Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt.“ Und noch einmal ging Jesus in den dunklen Garten, kniete nieder und sprach mit seinem Vater im Himmel: „Mein Vater, wenn es sein muss, dass ich sterben soll, dann bin ich bereit. Dein Wille geschehe“.
Er suchte seine Jünger abermals auf, aber sie schliefen schon wieder. Da ließ Jesus sie schlafen und blieb alleine wach. Und noch ein drittes Mal betete Jesus im Garten. Niemand sah, wie er dort kniete. Niemand hörte, was er dort sprach. Sicher aber rang er mit seinem Schicksal: Ein menschlicher Jesus in Todesangst. Doch sein Vater war bei ihm. Der stärkte und tröstete ihn. Da war Jesus bereit, in den Tod zu gehen. Er stand auf und ging zu seinen Jüngern zurück.

Die Bibel erzählt die Geschichte weiter: wie Jesus gefangen und zum Tode verurteilt wurde, wie er am Kreuz starb und nach drei Tagen wieder auferstanden ist. Seine Auferstehung feiern wir Christen am Osterfest.

Teile des damaligen Ölberges gibt es bei Jerusalem heute noch. Besucht ihn, und ihr werdet einen wundersamen Garten vorfinden.

Unsere Ölberggruppe hier an der Spitalkirche wird an jedem Palmsonntag feierlich in den Gottesdienst einbezogen. Er beginnt regelmäßig genau hier.

So, wie die Figur des Jesus am Ölberg sich Gott hinwendet, so wendet sich Jakob dem neuen Jerusalem zu. Dies wird auch im Kirchenfenster „Das Fenster des Glaubens“ dargestellt. Das ist das erste Fenster rechts, wenn Sie die Kirche betreten.