Bericht zur Verabschiedung im Badischen Tagblatt vom 19.1.2016

Gefühlsbeladener Abschied geht zu Herzen

Hans und Sylvia Vogt

Von Gisela Brüning

Baden-Baden – „Wenn ein Pfarrer nach 33 Dienstjahren so herzlich und voll Bedauern von seiner Gemeinde in den Ruhestand verabschiedet wird, muss er schon ein ganz besonderer Mensch sein“, fühlte sich Matthias Ring, Bischof der alt-katholischen Kirche in Deutschland, in seiner Wahrnehmung bestätigt. Nicht einmal mehr einen Stehplatz hätte die Spitalkirche am Sonntagnachmittag später Kommenden bei der Abschiedsfeier von Pfarrer Hans Vogt anbieten können.

Im festlich geschmückten Altarraum wartete bereits das Überraschungsgeschenk für den Scheidenden: Der Spiritual- und Folklorechor Baden-Baden mit seinem Dirigenten Axel Schweikert hatte Aufstellung genommen und unterstrich die ohnehin hochemotionale Stimmung mit ausgewählten Spiritual-Gesängen. Im Festtagsornat begleiteten neben Bischof Ring und dem Dekanatsleiter Bernd Panizzi einige Amtsbrüder Pfarrer Vogt. Ein Heer kleiner Ministranten, die aufmerksam der zweistündigen Abschiedsfeier lauschten, flankierte das Geschehen.

Als Hans Vogt vor 33 Jahren nach Baden-Baden kam, fand er eine kleine Gemeinde vor. Heute hat sich die Zahl der Gemeindeglieder mehr als vervierfacht. Vornehmlich junge Familien fühlen sich in der warmherzigen, offenen Atmosphäre geborgen, der Kindergottesdienst ist für die Jüngsten ein sonntäglicher Höhepunkt. In diesem Sinn äußerten sich Kirchenvorstand André Wende und der Bischof, bevor Letzterer die „Entpflichtung“ des Geistlichen vornahm, und Pfarrer Bernd Panizzi das Wort ergriff. Er machte einen „jesuanischen Seelsorgestil“ an der Persönlichkeit des Scheidenden fest; eine seltene Auszeichnung, die aber jeder, der den toleranten, gütigen und lebensbejahenden Mann erlebte, bestätigen konnte.

Immer, wenn die Beklommenheit des Abschiednehmens aufsteigen wollte, gab es Beiträge, die fröhliches Gelächter hervorriefen. Nicht weniger Humor als der Hausherr bewiesen der Bischoff und auch ein Amtsbruder. Der hatte einen „Rentner-Hampelmann“ gebastelt, der ab sofort nur nach dem Willen des Empfängers strample und sogar die Zunge zeige. Selbst der Predigt, es ging um das Weinwunder der Hochzeit zu Kanaan, gewann der Bischof neben tiefen Einsichten erheiternde Aspekte ab. „Segen bringen – Segen sein“ waren Gedanken, die Karin Oesterle, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, in Zusammenhang mit Pfarrer Vogt brachte, dem die Ökumene sehr am Herzen liege, der sich stets für Friedensaktionen eingesetzt und sein Gotteshaus all jenen zur Verfügung gestellt habe, die ein überzeugendes Anliegen vortrugen.

Wie Panizzi zuvor im Zusammenhang mit Sylvia Vogt den besonderen Wert der Kirchenmusik hervorgehoben hatte, dankte auch André Wende für das gewissenhafte Engagement der Organistin und Lehrerin. Sie habe mit ihrem Mann, dem der „Freiheit und Spontaneität liebstes Kind“, eine wunderbare Einheit gebildet. Viele Geschenke zeugten ebenfalls von Verbundenheit. Oberbürgermeisterin Margret Mergen brachte die nötigen Utensilien fürs Thermalbad mit, andere sorgten für Freizeitspaß in Theater und Festspielhaus. Die Kinder fertigten eine große Collage an. Ein besonders gewichtiges Geschenk, das David Simonis aufgestellt hatte, verbarg sich unter dem Tuch: Ein Sandstein-Relief, das dem Lieblingsfenster des Pfarrers in der Kirche nachempfunden war.

Es war ein Gottesdienst, der so gefühlsbeladen wie er war, selbst Unbeteiligten zu Herzen ging. Pfarrer Vogt mochte es erst recht so empfunden haben, darum flüchtete er sich in die Rolle des urigen Franken, als er moserte: „Des woar gar net so schlecht, mer konn’s so lasse.“

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