Traditionell lädt die alt-katholische Gemeinde Baden-Baden immer kurz nach den Sommerferien zum Fest rund um die Spitalkirche ein. In diesem Jahr beteiligte sich die Spitalkirchengemeinde mit ihrem Sommerfest an der internationalen Klimawoche und stellte alles unter das Motto “Church for Future”.
Gemeindemitglied Gisela Brüning berichtet in einem Beitrag im Badischen Tagblatt über den ereignisreichen Tag.
(Fotos: Felix Bauer, Felix Thörmer, Peter Bauer und Gisela Brüning)
Spitalkirchenfest mit Franz Alt als Prediger
Baden-Baden (gib) Auf den ersten Blick schien das Spitalkirchen-Fest der altkatholischen Gemeinde am Sonntagnachmittag dem der vorangegangenen Jahre zu gleichen: herumtollende Kinder, die das Angebot des Spiel-Mobils im Praxistest auf der Wiese strapazierten und sich bestens amüsierten. Einige versuchten auf der Slackline Balance zu halten, während kleine Künstlerinnen mit vorwiegend leuchtendem Grün am Malertisch ihre „Wunsch-Welt“ entwarfen, oder das futuristisch anmutende Elektro-Mobil „Twike“ bestaunten. Derweil vergnügten sich die überaus zahlreichen Gäste bei Kaffee und Kuchen, nachdem ihnen die Auswahl am reichbestückten Büffet eine Entscheidung abverlangt hatte. Nicht anders ging es den Liebhabern südländischer und orientalischer Spezialitäten, die im Fluss diverser Getränke bei angenehmer Unterhaltung die Kehle hinunter rannen. Nicht zu vergessen, der wirbelnde Tanz der bulgarischen Gruppe „Syrtos“, der viele Gäste mitriss. Es herrschte eine gemütlich familiäre Stimmung auf der Wiese zwischen Caracalla-Therme und Spitalkirche.
Weniger gemütlich sollte der Festgottesdienst am Morgen die Menschen in der überfüllten Kirche aus Lethargie und Ignoranz aufrütteln. Nicht ohne Grund war der Termin nahe des „Friday for Future“ und den Beginn der Interkulturellen Wochen gelegt worden. Zunächst erschütterte Pfarrer Timo Vocke mit einem „krassen“ Text die Gemüter, indem er die apokalyptische Vision vortragen ließ, die bereits vor 50 Jahren den Theologen und Autor Jörg Zink heimsuchte. Analog der Schöpfungsgeschichte schilderte er die „letzten 7 Tage der Menschheit“, die in ihrer Hybris das Wunder der Schöpfung zunichtemachte, bis die Erde wieder „wüst und leer“ war. Was damals noch als düsterer Zukunftspessimismus abgetan wurde, ist inzwischen zu großen Teilen Realität geworden und, fehle der Allgemeinheit die Bereitschaft dem eigenen Versagen Tribut zu zollen, werde es … das konnte sich dann jeder am Ende dieses rhetorischen Tsunamis mit Angst und Schrecken selbst ausmalen. Mit Inbrunst wurde in die beeindruckend schönen Gesänge des „Akzente-Chors“ eingestimmt, die wie kleine Oasen das Dunkel ablösten. Die Wirkung seiner Worte einkalkulierend, die der 81-Jährige mit dröhnender Stimme auf die verstörten Zuhörer einprasseln ließ, verhieß Franz Alt jenen, die sich gegen 13 Uhr zu einem Vortrag wieder in der Kirche einfänden, erlösende Aus-und Einblicke, das Ende der Welt kurz vor ihrem „Kipp-Punkt“ zu verhindern. Das interessierte viele Menschen, wenn es auch zunächst frustrierend anzuhören war, dass der ganze Umwelt- und Klima-Schlamassel selbst verursacht ist. „Die Sonne schickt keine Rechnung, auch der Wind nicht“, unterstrich der Öko-Aktivist sein Engagement für Solar-und Wind-Energie. Auf mehr als 130 Folien brachte er Beispiele von Öko-Architektur und verantwortungsvollem Handeln, von gerechter Verteilung und der üblen „Verschlimmbesserung“ kostenintensiver und kaum effizienter Maßnahmen der Politik, die kurzsichtig die Wirtschaft stärkt, aber nachkommende Generationen ihrer Zukunft beraubt.
Gerne weisen wir auf die Artikel und Kommentare von Franz Alt hin.