„Wange der vorderen Sedilienreihe rechts. Relief: Unter einem Baum zieht ein bärtiger Bauer an einem über den Rücken laufenden Seil einen Korb, in dem seine Frau sitzt und mit der Rute nach ihm schlägt.“ (Die Denkmäler Badens“ Band 11 – S. 210)
Ebenso, wie in der gegenüberliegenden Reihe des Chorgestühls, wo ein ähnliches Relief zu finden ist, sollte bedacht werden, dass das Chorgestühl in der frühen Renaissancezeit entstanden ist. Es ist die Zeit, in der die Künstler den Menschen in seiner natürlichen Umgebung vermehrt dargestellt haben. Der Mensch wird in den Vordergrund gerückt – mit seinem Leben und seinen Gefühlen. Ebenso signieren die Künstler der Chorgestühle ihre Werke und stellen sich sogar dar.
Belegt ist, dass Hans Kern in Pforzheim einen Weinberg besaß und wohl auch betrieb (siehe: Inschriftenkatalog Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt). Kern muss die Gärten zur Versorgung seiner Familie gebraucht haben. Reich war er wahrscheinlich nicht – im Gegenteil: In „Künstler am Baden-Durlach Hof bis zur Gründung Karlsruhes“ Seite 56“ lesen sich folgende Zeilen: „Kern, der in seiner Armut öfters den Markgrafen um Vorschüsse anging …“
Im hier aufgezeigten Relief wird – so kann man es sehen – eine Szene im Weinberg dargestellt. Die Arbeiter im Weinberg benutzten Körbe zur Ernte, welche sie hinter sich herzogen.
Interessant ist der Vergleich der beiden Reliefs (Bauer und Frau). Im rechten Relief wird die Frau gezogen. Sie schlägt und treibt ganz offensichtlich ihren Mann an. Im linken Relief wird die Frau in der Karre geschoben, auf bäuerliche Art hofiert – wenn man so will. Die Beziehung zwischen Mann und Frau / Frau und Mann wird in ihrer Unterschiedlichkeit dargestellt. Auch das entspricht dem Gedankengut der (frühen) Renaissance.
Hans Kern entsprang einer großen Künstlerfamilie („Kern-Haus“ bei Hall), welche schon früh Kontakte zu Italien hatte, wo die Renaissance zu dieser Zeit schon fortgeschrittener war. TD