Die Grabplatten befinden sich im Langhaus der beiden Seitenwände. Sämtlich Sandstein. „Die Grabsteine lagen ursprünglich im Plattenboden von Chor und Langhaus. Fr. J. Herr beklagte 1801 die „verabscheuungswürdige Ignoranz und Idiotism“; man habe nämlich
„vor einigen Jahren, um einen ebenen Fußboden im Kirchenraum zu erhalten, und das Geld zu sparen, die dort liegenden Epitaphien behauen – die Inscriptionen zernichtet – und die Wappen hinweggehauen. Um die Staffeln in dem Chor zu erhalten, und doch keine Steine kaufen zu müßen, war für einen Ignoranten nichts nützlicher als die nach seiner Meinung unnützen und vergessenen Grabsteine, die ihrer Größe wegen sich auszeichneten, zu behauen und hierzu zu verwenden. Nur folgende Steine haben zum Theil diesen Vandalen Zug im 18. Jahrhundert überstanden und sich dem Forscher – und vielleicht mancher Familie der Ahnen und Heraldik wegen nicht uninteressant“.
(Quelle: Badische Landesbibliothek, Handschrift Karlsruhe Nr. 218)
Die Aufzählung der Grabplatten beginnt an der Ostseite des Langhauses hinter der Kanzel, geht an dieser Wand Richtung Süden, um an die Westseite zu wechseln und endet an der Westseite beim Tabernakel. Die allerletzte Grabplatte ist im Chor, hoch angebracht, zu sehen.
Alle Informationen sind entnommen aus:
„Deutsche Inschriften Online“ und „Die Denkmäler Badens“ Band 11
Die Anmerkungen „Zum Zeitgeschehen“ stammen nicht aus benannten Quellen. Sie geben den Leserinnen und Lesern die Möglichkeit, die Jahreszahlen besser zu verorten.
Sind Sie an einer kürzerer Zusammenfassung und zeilichen Einordnung interessiert? Klicken Sie hier.
Grabplatte 1:
Bernhard Hauser von Meßkirch, + 07. 09. 1592
Inschrift:
IM· IAHR · 15 · 9 · 2 · DEN · 7 / SEPTEMBRIS · STARB · DER / ERNVEST VND FIIRGACHT / HER · BERNHARDT · HA/VSER VON · MESKIRCHT / WONHAFFT ALHIE · ZV · / [BAD]EN · DEM GOT · GNADT
[. . . . . . . . . .]OR: PRO EIVS ANIMA DEVM ORA
Im oberen Teil in halbrund geschlossenem Feld Doppelwappen: links Steinbock, rechts Gemse. Darunter Beschlagwerkornament
Die Buchstabenformen sind mit denen der Grabplatten für die Lichtenthaler Äbtissin Barbara Veus (gest. 1597) und Anna Alexandra von Fleckenstein (gest. 1610) so stark verwandt, dass allesamt denselben Steinmetzen zugeordnet werden können.
Angehörige der Familie Hauser sind urkundlich mehrfach belegt. Zu Bernhard Hauser findet sich bisher lediglich die Nachricht, daß er am 22. Februar 1583 „Christophen Gözen alhie zum adiuncten der fabric alhie zugeordnet worden und derwegen pflicht und aidt erstattet“ habe. Er war also als zweiter Pfleger für die Verwaltung der kirchlichen Baufinanzen zuständig.11
Zum Zeitgeschehen:
Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken führt als erstes Territorium der Welt die Schulpflicht ein.
Moritz Heckner + 12. 11. 1591
Inschrift:
Zinstags ḍẹṇ [·] tag No=/uemberis Starb der Ehrnn=/hafft Moritz Heckner Des / Grichts vnd Würt Zu(m)m Vn=/gemach Alhie Zuoc Baden de(m) / Gott gnad ANNOd · 1591 ·
Darunter: Doppelwappen: Heraldisch rechts Dreiberg, aus dem eine Blume mit zwei Blättern sprießt, links Schaf auf Wiese. Unter dem rechten Wappen liegt ein Kettenhund.
Das vornehme Badhaus „Zum Ungemach“ befand sich an der Stelle des 1687 errichteten Klosters Zum Hl. Grab.
Die Badeherberge „Zum Ungemach“ (Name der besitzenden Familie) war die größte in Baden-Baden mit 60 Badekästen, 24 Zimmern und vielen Schlafräumen. Sie verfügte über eine eigene Thermalwasserquelle. 1684 erwarb Markgräfin Maria Franziska von Fürstenberg-Heiligenberg das gesamte Anwesen, um dem von ihr eingerichteten Kloster der Ordensfrauen Vom Heiligen Grab Erweiterungsmöglichkeiten zu schaffen. (Quelle: https://hainhofer.hab.de/register/orte/baden-baden_gasthaus_ungemach)
Zum Zeitgeschehen:
Papst Gregor XIV. führt am 21. März mit seiner Bulle Cogit nos ein Verbot auf Wetten bezüglich der Wahl eines Papstes, der Dauer eines Pontifikats und der Kreation neuer Kardinäle ein.
Das erste große Fass des Heidelberger Schlosses, das Johann-Casimir-Fass, wird fertiggestellt.
Grabplatte 3:
Mattheus Schäppler + 27 .08. 1542
Inschrift:
Anno // dom(in)i / · M · v[] · x · lij) · am · 27 · tag =/ Augusti Starb der Ern/hafft vnd furneme Math/eus schaepple genant Zol=/er Lanndtschreiber Zu / Baden dem Got gena
Durch Baluster und Ranken gerahmtes Wappen: von Lorbeerkränzen umranktes Mühlrad. (vermutlich redend für „Schapel“, einem kranzförmigen Kopfschmuck, vgl. Bildwörterbuch 219)
Aus einem Schreiben des baden-badischen Vormundschaftsregiments von 1546 an Herzog Wilhelm IV. von Bayern, der neben Pfalzgraf Johann II. von Simmern und Graf Wilhelm IV. von Eberstein nach dem Tod Bernhards III. von Baden-Baden (gest. 9. Nov. 1536) die einstweilige Verfügungsgewalt über die Markgrafschaft erhalten hatte, geht hervor, dass der Landschreiber Matthäus Zoller verstorben und die Stelle neu zu besetzen war. Da dieses Amt, das Zoller folglich bis zu seinem Tode versehen hatte, kaum über einen Zeitraum von vier Jahren vakant geblieben sein kann, ist zu erwägen, ob das inschriftlich überlieferte Todesjahr nicht als M · v · x · l ⟨5⟩ gelesen werden muss.
Zöllner (mhd. zoller, zolnaere, zolnarius, zolschriber, ungelter, umgelter; lat. telonarius). Die Inhaber des Zollregals (König, Ladesfürsten) oder von Zollprivilegien (Bistümer, Klöster, Städte) ließen an bestimmten Weg-, Straßen- oder Flussstellen (Zollstätten) durch Beamte – Zöllner – den jeweils fälligen Zoll erheben. Zöllner waren entweder fest besoldet und hatten die Einnahmen an die Kammer des Zollherrn abzuführen, oder sie arbeiteten als Pächter der Zollstelle auf eigene Rechnung. Da Zöllner oder Zollpächter über ihre Einnahmen Buch zu führen hatten, mussten sie lesen und schreiben können, waren also gebildete Leute, häufig Kaufleute. (Zöllner – Mittelalter-Lexikon)
Zum Zeitgeschehen:
Der deutsche Theologe und Reformator Erasmus Alberus veröffentlicht das Gedicht „Ihr lieben Christen, freut euch nun“, das heute als Adventlied Verwendung findet.
Grabplatte 4:
Diebolt Heckner + Aug. 1558 und seine Frau Barbara geb. Hochmüller
Inschrift:
A(N)NO · D(OMI)NI · 1̣[558 · ] DEN · 12̣ / · ṬẠG · AVG(VSTI)d) STARBE · DER · ERNHAFT · FV̈RNEM · DIBOLT · / HECNER · WV̈RT · ZVM / ·e) GREIFOGEL · ZV · BADEN : AN(N)O · 1559 · DEN · 5 · TAG · // APRIL(IS)d) DIE · ERSAM · / TVGENDSAM · / FRAW · BARBARA · / HOCHMV̈LLERIN · / SEINE · LIBE · EHLIC/HE · HAVSFRAW · DEREN · SEELEN · GOT·T · GNAD ·
Im vertieften Feld Doppelwappen: Heraldisch rechts fünfblättrige Blüte über liegendem Zwei; links Teil von einem Mühlrad.
Die Badherberge „Zum Greifvogel“ lag unterhalb des Florentiner Berges am Kloster Zum Heiligen Grab; sie wurde schon im 18. Jahrhundert aufgegeben. Der Wirt Diebold Heckner ist 1545 als Zinspflichtiger für Warmwasser nachweisbar, das oberhalb des sog. Brühbrunnens entsprang. An Verwandten sind für 1552 Kaspar und Anthoni Heckner bezeugt; ein Moritz Heckner (gest. 1591) war Wirt der Herberge „Zum Ungemach“. Die Ehefrau Barbara Hochmüller lässt sich anderweitig nicht nachweisen.
Diebolt Heckner war mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit verwandt mit Moritz Heckner (Grabplatte 2)
Ergänzung: Am Brühbrunnen brühte die Metzgerzunft geschlachtete Tiere ab. Mit dem zunehmenden Fremdenverkehr zu Beginn des 19. Jahrhunderts war diese Praxis allerdings nicht mehr vereinbar und die Metzgerzunft verlor das Recht zur Nutzung des Brühbrunnens.
Zum Zeitgeschehen: Die Börse in Hamburg wird gegründet.
Grabplatte 5:
Anna von Botzheim, geborene Hos + 31. 10. 1580
Inschrift:
Frawen(n) Anna Boczheÿmin vom alten / geschlecht der Hosen weÿlandt. des Vhest(en) / Wilhelm Boczheÿms welcher Annoa) / M. D. XXIX vor Jhr mit Todt abgang / LII Jar ein witwe Zwelffer Kinder / Mutter aller frawen Zier die vff den / XXXI Octoberis A(nno) M D. LXXX / seeligclich im Herrn enntschlaffen Jhre / hinderlassene trawrige Suhne vnd Enckel / ausz Kindlicher eher vnnd schuldiger trew / habens Jḥṛẹṛ ḷịẹḅẹn Mutter vnnd Ahn/frawen Z[. . . . . . . .]eliger gedechtnus verord/net vnnd Ṣ[. . . . . . . . . .] Sie lebe in C̣ḥ[ri]ṣ[t]o / Lebet inn das Zwe[y] vnd achzigst Jahr
Unter der Inschrift Eheallianzwappenwappen unter gemeinsamem Helm: heraldisch rechts abgetreten, links Bein eines Mannes mit Hose.
Anna war die Tochter des markgräflich badischen Rates Hans genannt von der Hoß. Ihre unbekannte Mutter stammte aus dem Geschlecht von Bacharach. Im Jahre 1515 wurde Anna Hose die Frau Wilhelms von Botzheim, der zunächst auf Ullenburg (Stadt Oberkirch, Ortenaukreis), später im Schloss Achern (Ortenaukreis) ansässig war. Nach dessen Tod im inschriftlich bezeichneten Jahr kaufte die Witwe 1545 ein Gut in Neuweier.
Zum Zeitgeschehen: „Der Bücherwurm“ von Carl Spitzweg entsteht.
Grabplatte 6:
Susanna Katharina Ernestina Sperl, geb. Beck, + 15 . 07. 1767
Inschrift:
ORBIT / ANNO 1767. / DIE XV IVLII. / PRAENOBILIS. / DANN SVSANNA / CATHARINA / ERNESTINA / BECK / NATA ANNO / 1708 / DIE XXVII MAY / VXOR PRAENOB: / D: IOANNIS / ALBERTI SPERL / SVB / MONVMENTO / ADIACENTE / QVIESCENTIS / CONIVGES / CHISTIANI / R.I.P.
Wiederbenutzte Platte; die alte Umschrift jedoch vollständig abgearbeitet.
Grabplatte 7:
… Womburg, + 1382
Inschrift:
x ANNO. DNI. M.C/CC . LXXX.II. … WONBVRG. A … (aus früheren Erkenntnissen)
Im Feld zwei Wappen übereinander: das obere gespalten mit Tier heraldisch rechts; das untere unkenntlich.
Zum Zeitgeschehen: In Venedig bricht die Pest aus, der innerhalb kurzer Zeit 19 000 Menschen zum Opfer fallen.
Grabplatte 8:
Heinrich Amlung, + um 1500
Inschrift:
Bẹgrepnis · hain=̣/rich · Amlungen vnd siner hausz=/frauwen
Im Feld ist ein Wappen mit A. H.
Von den beschriebenen Buchstaben lassen sich A, g, s, v und w in nahezu identischer Form auf der Grabplatte für Agathe von Wittstatt beobachten, weshalb die Inschriften beider Grabmäler zweifellos derselben Steinmetzhütte zuzuweisen sind. Ferner besteht ein Werkstattzusammenhang mit den Grabmälern für die Eheleute Erhart Han und Anna Wels, für Nikolaus von Argenthal und Elisabeth Amlung, geb. Merhelt von Wurmlingen.
Heinrich Amlung entstammte einer seit dem 14. Jahrhundert in Straßburg und in der Stadt Baden nachweisbaren Familie, deren Angehörigen mehrfach städtische oder markgräfliche Ämter übertragen wurden. Er selbst lässt sich jedoch nur durch seine Immatrikulation an der Universität Tübingen am 29. Januar 1482 nochmals nachweisen. Aus dem Grabtitel ohne Todesdatum geht hervor, dass Heinrich Amlung in der Spitalkirche für sich und seine Frau noch zu Lebzeiten eine Grabstelle erwarb und diese durch eine entsprechende Inschrift kennzeichnen ließ. Die mit anderen datierten Grabplatten vergleichbaren Buchstabenformen deuten darauf hin, dass dies im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts geschah.
Zeitgeschehen: Die Zeit um 1500 gilt auch und gerade im Blick auf das Ausgreifen Europas in die Welt als Beginn der Neuzeit.
Grabplatte 9
Franz von Montecucculi, + 12. 08. 1678
Inschrift:
Hic iacet / Magni Raimundi Principis Montecucculi / Fortunatum inscriptus Haeres / Sed non Fortunae. / Qui aequis patsibus / Et ad Gloriam et ad Vitae exitum / Properavit. / Cuius Fatum nimis properum / Omnibus visum, / Nisi Morti et Sibi / Morti: / Quae dum Palmis onustum / Vidit. / Iam Senim creditit / Sibi / Qui dem pro …
Rest der Inschrift abgeblättert.
Frühere Aufzeichnungen führen fort:
Caesare pugnando / obiit / satis vixisse putavit. / Nepoti suo amantissimo Francisco / Marchioni a Monte Cuculo S.C.M. / Camerario et Marchionis de Grana / Legionis Locum teneti Colonello / spremus Caes. Equitatus Generalis / Excellentissimus Aerneas Comes a Caprara erigi curavit anno 1678 / die 12 August.
Oben im Feld stark erhabenes Wappen von Montecucculi, von Trophäen umgeben.
Der Verstorbene, ein Neffe des bekannten Feldherrn (dreißigjähriger Krieg), war bei Philippsburg gefallen und in der ehemaligen Kapuzinerklosterkirche zu Baden-Baden beigesetzt worden. Die Grabplatte wurde nach Aufhebung des Kapuzinerklosters 1807 von dort in die Spitalkirche überführt.
Zum Zeitgeschehen: Elena Lucrezia Cornaro Piscopia erhält als weltweit erste Frau einen Doktortitel, und dies in Philosophie. Das gewünschte Fach Theologie bleibt ihr von der Universität Padua mit dem Argument verschlossen, eine Frau habe in der Kirche zu schweigen.
Grabplatte 10
Hans Jakob Knebler von Cammern, + 09. 01. 1536
Inschrift: VFF DEN · 9 · TAG · TA=/NVARII · ANNO · 1536 · / STARB · DER · EDEL · VND · / VEST · HANSIACOB · VON / CAMERN · GENANT · KN=/EBLER · DES SEL / GOT · GENAD
Im vertieften Feld im unteren Teil Wappen mit Schlichtbeil; in den vier Ecken
Ahnenwappen.
Die Buchstaben auf dem Stein lassen sich in nahezu identischer Form nochmals auf einer Wappenscheibe von 1551 auf Schloss Neueberstein beobachten. Offenbar stammen beide Inschriften von denselben Steinmetzen.
Die Knebler von Cammer(n), die dem Wappen nach mit dem bayerischen Geschlecht von Cammer verwandt waren, sind bisher kaum erforscht. Der Verstorbene ist deshalb genealogisch nicht einzuordnen. Feststeht, dass das Obere Schloss zu Neuweier (Stadt Baden-Baden) am 6. Juni 1521 von Konrad Stein von Reichenstein an einen nahen Verwandten des Verstorbenen namens Konrad Knebel von Cammer
verpfändet wurde. Doch bereits am 14. Dezember 1549 mussten die Vormünder von dessen unmündigen Töchtern Anna und Elisabeth von Cammer das Anwesen wieder einlösen. In späterer Zeit lässt sich die Familie in der Markgrafschaft Baden nicht nachweisen. Diese Linie scheint demnach mit den genannten Töchtern erloschen zu sein.
Zum Zeitgeschichtlichen: Im März wird bei dem Basler Buchdrucker Thomas Platter die erste
Ausgabe der Institutio Christianae Religionis von Johannes Calvin gedruckt und veröffentlicht.
Grabplatte 11
Anna Agatha von Baden, + 20. 04. 1611
Inschrift:
CHRISTVS // IST · MEIN / LEBEN · VND · S//TERBEN · MEIN / GEWIN4) · PHILIPP · 1·
AN(N)O · 16 · 11 / DEN · 20 · APRILIS · IST · IN · DEM / HERN · SELIGLICH · ENDSCHLA/FEN · DIE · EDEL · VND · TVGENDSA/ME · IVNGFRAW ANNA · AGATHA / VON · BADEN · DES · GEST=/RENGEN · EDLEN · VND / VESTEN · BERNHARDS · VON / BADEN · EHLICH · DOCHTER · I/[M 9ten JAR I]HRES · ALTERS · W[EL]C[H/ER LEI]CH[N]AM · AL[HI]E · S[EIN R]V=/[HEBETTLEIN HAT VND ERWARTED / DER FROELICHEN STIMM CHRISTI, IHR TODEN STEHET AVFF]
Im oberen, stark eingetieften Drittel der hochrechteckigen Platte ein plastisch ausgehauenes Vollwappen vor reliefiertem Beschlagwerkmuster. Im Schild zwei gekreuzte Stäbe, als Helmzier Steinbockhörner.
Aufgrund des Stz. und der typischen Schriftformen lässt sich die Grabplatte eindeutig dem Bildhauer und Steinmetzen Thomas König zuweisen, der auch die Kanzel in der Lichtenthaler Klosterkirche sowie einige weitere Grabmäler auf dem Bühler Friedhof schuf.
Bernhard von Baden ist im inschriftlich bezeichneten Jahr als baden-durlachischer Amtmann bezeugt. Auf seine Vermittlung hatte man damals in Beinheim (dép. Bas-Rhin) einen protestantischen Pfarrer angenommen. Der Name und das Wappen, das bis auf den Bastardbalken mit dem markgräflichen übereinstimmt, deuten darauf hin, dass er mit dem badischen Fürstenhaus verwandt und vermutlich einer unehelichen Verbindung entsprossen war. Ernst Friedrich von Baden-Durlach schenkte ihm während der Oberbadischen Okkupation ein Haus mit Garten unterhalb der Kanzlei und nahe der Herberge „Zum Bock“, das der Empfänger später im Tauschhandel an den Burgvogt Hans David weitergab. Der engere Familienkreis Bernhards ist unbekannt. Als resoluter Protestant hatte er mit einigen anderen Bürgern der Stadt Baden am 19. April 1607 ohne herrschaftliche Erlaubnis die Spitalkirche eingenommen, um sie künftig der stark angewachsenen evangelischen Gemeinde zur Verfügung zu stellen, der bisher nur die kleine Schlosskapelle zugewiesen worden war. Für dieses eigenmächtige Vorgehen musste er sich jedoch bereits am 2. Mai desselben Jahres vor Markgraf Georg Friedrich verantworten.
Zum Zeitgeschehen: Johannes Kepler entwickelt das nach ihm benannte Fernrohr.
Grabplatte 12
Joh. Albert Sperl, + 07. 06. 1751
Inschrift:
SVRGIT MONVMENTVM / VIRO / CVIERSINGA VITAM / ANNO / REPARATAE SALVTIS / MDCCII . XXX IVNY / HVIC / ILLE MORES DEDIT / PER QVATVOR TRITERIDES / SATRAPA PERVIGIL / ABBATIAE FRAVENALB= / VIGILANTIOR / OLYMPIADE VNÄ / AVLAE BADEN-SIAE CONOIIVS / IOAN= ALBERVS . SPERL / QVI CVM ASTRIS / IN LUCE VIGILATVRUS / SEMPITERNA / OCVLOS MVNDO CLAVSIT / MDCCLI / VII IVNY
Der aus Ersingen gebürtige Frauenalbische Amtskeller J. A. Sperl gründete zwischen Wilferdingen und Pforzheim den Maierhof „Sieh-Dich-für“.
Zum Zeitgeschehen: Ein Jahr nach dem Tod Johann Sebastian Bachs erscheint sein unvollendetes Werk „Die Kunst der Fuge“.
Grabplatte 13
Wendel Walckmüller, + um 1500
In „Die Denkmäler Badens“ Band 11 wird der Verstorbene „Wendel Waldmüller“ genannt. In „Deutsche Inschriften Online“ wird er Walckmüller genannt.
Inschrift:
Ạ[nno ·] ḍ[o]ṃịṇịa) / · m° v[ xviiii· Jar · starb · der · erwirdig · herr · / Wendel · walckmile(r) / · vo(n) · Calw · dem · gott · gnedig · sy
Im Feld Kreuz auf Berg. Oben links Wappenschild mit Kelch; oben rechts Handschuh über gekreuzten Mehlschaufeln.
Wendel Walckmüller lässt sich bisher nicht nachweisen. In Calw, wo das Tuchmacherhandwerk schon früh Bedeutung erlangte und Walkmühlen seit 1327 bezeugt sind, war ein Verwandter des Verstorbenen namens Hans Walkmüller 1523 Bürgermeister des Rates.
Zum Zeitgeschehen: Um 1500 regierte Markgraf Christoph von Baden über ein zersplittertes, aber ungeteiltes Territorium, das sich aus einem Gebiet um die Residenzstadt Baden, aus Herrschaften am südlichen Oberrhein und aus linksrheinischen Ländereien zusammensetzte. Um eine Teilung zu vermeiden, beabsichtigte er, seinen Sohn Philipp als Alleinerben einzusetzen. Dessen älterer Bruder Bernhard erkannte dieses Testament seines Vaters aber nicht an und wurde zur Strafe an den burgundischen Hof verbannt. Auch Philipps jüngerer Bruder Ernst lehnte sich auf, indem er seinen Schwiegervater, den Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach, gegen die von seinem Vater geplante Nachfolgeregelung aufbrachte. Christoph gab schließlich nach und stimmte 1515 einer Dreiteilung des Territoriums zu: Bernhard erhielt die linksrheinischen Gebiete, Philipp das Kernland um die Stadt Baden und Ernst den Landesteil am südlichen Oberrhein.
Grabplatte 14
Frau … Julchers, (Wucher?) + 02. 01. 1562
Grabplatte für die unbekannte Ehefrau Andreas Julchers
Inschrift:
anno · d(omi)ni · 1 · 5 · 6 2 · auff / Freitag den andren iannuarij StarB die Ersam vnd tvgẹṇṭ/reich f̣ṛ[. . . . . . . . . . .]berin / doctor · andres · J̣ụḷịchers · Ehliche hausfraw dero sele gott genadtt
Im vertieften Feld Darstellung der Verstorbenen in Zeittracht mit zusammengelegten Händen.
Die Identität der Verstorbenen ließ sich bisher nicht ermitteln. Ihr Ehemann scheint mit Veltin Julcher, einem 1545 nachweisbaren Schätzer (Gutachter) des Gerichts zu Steinbach, verwandt gewesen zu sein.
Einige der benannten Schriftmerkmale lassen sich auch auf den Grabplatten für Hans Mandriba, Sebastian Botzheim und Jörg Sies beobachten.4 Dazu zählen vor allem die Durchmischung mit Buchstaben aus der Fraktur, die ausgerundeten Versalien und die Gestalt des Fraktur-E. Allerdings sind auch deutliche Unterschiede in der Gestaltung der Ziffern, des g und des Bogen-s zu beobachten, so daß die vorliegende Platte mit den übrigen offenbar in keinem Werkstattzusammenhang steht.
Zum Zeitgeschehen: Die Verserzählung Die tragische Geschichte von Romeus und Juliet von Arthur Brooke erscheint. Sie wird gut dreißig Jahre später William Shakespeare zu seiner berühmten Tragödie Romeo und Julia anregen.
Grabplatte 15
Heinrich (?) von Neuenburg, + 1382
Inschrift:
+ ANNỌ [·] Ḍ(OMI)NI · M · C/C̣C̣ · L · XXX · II · O(BIIT) · H(ENRICVS) [·] DE · NvWENBVRGd) · A[ – – – / – – – / – – – ]Ẓ
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1382 verstarb Heinrich von Neuenburg (…).
Die hochrechteckige Platte unten beschnitten. Im Binnenfeld zwei reliefierte Vollwappen übereinander; der untere Schild zur Hälfte verloren. In der umlaufenden Rahmenleiste der eingemeißelte Sterbevermerk. Der linke Längsabschnitt fast gänzlich leer.
Da bisher kein Geschlecht von Neuenburg nachgewiesen ist, das das abgebildete Wappen führte, aber auch innerhalb der bekannten Familien dieses Namens kein Heinrich bezeugt ist, der 1382 starb, lässt sich der Verstorbene nicht näher identifizieren.
Zum Zeitgeschehen: 1382 erhält Markgraf Bernhard I. von König Wenzel die Yburg zu Lehen.
Grabplatte 16
Hans von Eyb, + 14. 07. 1540
Inschrift:
An(n)o d(omi)ni 1540 vff / den 14 tag des brachmonatz Starb der Edel / vnd Ernvest Hans vo(n) / Eib des sel got gnedig sei amen
Im vertieften Feld Wappen: drei Muscheln 2 und 1; als Helmzier radschlagender Pfau.
Zahlreiche Merkmale der Schrift lassen sich auch auf der Grabplatte des 1549 verstorbenen Priesters Hieronymus Sparbrot in Schwarzach beobachten, darunter die Formen des d, g, t und des H. Offenbar stammen beide Platten aus derselben Steinmetzwerkstatt.
Hans von Eyb war ein Sohn Ludwigs VII. d. Ä. und der Katharina Marschall von Raueneck. Er wurde um 1524 geboren und hatte in den letzten Jahren seines kurzen Lebens eine Anstellung als Page der Herzogin Sabina von Württemberg. Die Todesumstände sind nicht bekannt. Da aber Sabina als Tochter Herzog Albrechts IV. von Bayern-München mit Maria Jakobäa von Baden verwandt war, die 1522 die Ehe mit ihrem Bruder Herzog Wilhelm IV. von Bayern geschlossen hatte, darf angenommen werden, dass Hans von Eyb während eines Besuchs der württembergischen Herzogin in der Heimatstadt ihrer Schwägerin verstarb und deshalb in der Stadt Baden begraben liegt.
Zum Zeitgeschehen: Im Sommer 1540 war der Bodensee stellenweise trocken, doch er war nicht völlig ausgetrocknet.
Grabplatte 17
Elisabeth Amlung geb. Merhelt von Wurmlingen, + 10. 12. 1512
Inschrift:
Anno Dom(in)i · 1512 · / vff frytag Nach vnser lieben frowen · [tag / irer empfengnis starb] / ṣẹḷịgklich · die ersam goczforchtig Elisabeth · / merhiltin Nicolae / amlungs selige(n) / verlassen Eeliche / wÿttwe Der / seelen gott gnad … A(lung)
Im Feld gespaltenes Wappen: Heraldisch rechts das A der Amlung, links der Drachenkopf der Wurmlingen.
Viele der beschriebenen Schriftmerkmale lassen sich in verwandter Form auf den Grabplatten für Agatha von Wittstatt, Nikolaus von Argenthal, Heinrich von Amlungen und für die Eheleute von Han beobachten, insbesondere das schmale Bogen-r. Offenbar stammen alle fünf Grabdenkmäler aus derselben Werkstatt.
Elisabeth Merhelt von Wurmlingen ist in den Veröffentlichungen zur Genealogie des Geschlechts nicht belegt. Sie war eine der letzten Angehörigen des um 1519 mit Kleinhans Merhelt (Märheld) ausgestorbenen Familienzweigs, der in Rottenburg am Neckar (Lkr. Tübingen) seinen Wohnsitz hatte, und aus dem zahlreiche Amtsträger der Stadt hervorgegangen sind. Ihr Ehemann Nikolaus Amlung entstammte einer einflussreichen Bürgerfamilie, deren Angehörige vorwiegend in Straßburg und in der Stadt Baden nachweisbar sind. Er wird erstmals 1460 als Besitzer der Badherberge „Baldreit“ (Baldreich) urkundlich erwähnt. Später war er unter den Markgrafen Karl I. und Christoph I. von Baden Schultheiß, markgräflicher Rat, Anwalt, Münzmeister und schließlich auch Landschreiber.
Zum Zeitgeschehen: Hans Kern erschafft 1512 das Chorgestühl, welches heute in der Spitalkirche von Baden-Baden steht.
Grabplatte 18
Sebastian von Botzheim, + 16. 02. 1553
Inschrift:
Anno · d(omi)ni · 1553 · den · 16 · / tag · Febrvarii · starb · der · Erenvest · Sebastian · Botzheim / Weliches · selen · der · Allmech=/tig · Got · gnedig · Vnd · Barmhertzig · seÿ · Amen
In der oberen Hälfte des eingetieften Binnenfeldes zwei reliefierte Eheallianzwappen unter gemeinsamem Helm. Auf der Randleiste zwischen zwei rahmenden Ritzlinien der umlaufend eingemeißelte Sterbevermerk mit Fürbitte. Gut erhalten, lediglich an den Kanten leicht bestoßen.
Die beschriebenen Schriftmerkmale haben eine starke Ähnlichkeit mit den Buchstabenformen auf der Grabplatte für Jörg Sies. Vermutlich wurden beide Stücke von derselben Hand gefertigt.
Sebastian von Botzheim ist in den bisher veröffentlichten Stammtafeln seiner Familie nicht nachgewiesen. Möglicherweise handelt es sich um einen unbekannten Bruder oder Neffen Wilhelms II. von Botzheim, der 1554 als markgräflicher Amtmann zu Baden-Baden bezeugt ist.
Zum Zeitgeschehen: Die beschriebenen Schriftmerkmale haben eine starke Ähnlichkeit mit den Buchstabenformen auf der Grabplatte für Jörg Sies.5 Vermutlich wurden beide Stücke von derselben Hand gefertigt.
Sebastian von Botzheim ist in den bisher veröffentlichten Stammtafeln seiner Familie nicht nachgewiesen. Möglicherweise handelt es sich um einen unbekannten Bruder oder Neffen Wilhelms II. von Botzheim, der 1554 als markgräflicher Amtmann zu Baden-Baden bezeugt ist.
Zum Zeitgeschehen: Die Hinrichtung des Michael Servetus in Genf
Reformatoren richten über den Reformator M. Servetus: Todesurteil mittels des Scheiterhaufens. Calvin veranlasst die Vollstreckung.
Grabplatte 19
Dietrich Röder von Rodeck der junge, + 20. 09. 1514
Inschrift:
· ANNO · 1[514] IAR · VF dEN · / 20 · TAG · dES MONATS SEPTE(M)bRIS STARb DER / EDEL VND VESTE / DIETER[I]C̣Ḥ RODER DER IVNG DEM GOT GNAD
Im eingetieften Binnenfeld der hochrechteckigen Platte zwei Wappen unter einem Eselsrückenbaldachin aus Astwerk: oben der Adler der Röder; unten das Wappen der Gemahlin des Verstorbenen aus dem Hause Leininger von Lemberg.
Dietrich Röder von Rodeck der Jüngere, ansässig in Stollhofen, entstammte der Ehe Dietrich Röders des Älteren mit einer unbekannten Frau von Stadion. 1486 geriet er gemeinsam mit seinem Vater in die Reichsacht, weil sie die Grafen Jörg, Adolf und Friedrich von Rosenberg gegen den Bischof von Würzburg, Rudolf II. von Scherenberg, unterstützt hatten. 1504 nahm er am Landshuter Erbfolgekrieg teil und wurde für sechs Jahre Diener des Pfalzgrafen Philipp. Am inschriftlich bezeichneten Tag fiel er in einem Gefecht bei Sinzheim. Den Todesort bezeichnete nach Kindler von Knobloch noch bis in das 20. Jahrhundert ein Kreuz an der Alten Landstraße. Seine Ehefrau, eine Tochter des Heinrich Leininger von Lemberg auf Lauterburg (Elsaß, dép. Bas-Rhin), wurde in der Stiftskirche der Stadt Baden begraben.
Zum Zeitgeschehen: In dieser Zeit wird das Neue Schloss im Stadtkern von Baden gebaut. 1514 Christoph von Baden unterhalb des Schlosses eine Stadtmauer bauen.
Grabplatte 20
Siegfried von Venningen, +14. 07. 1519
Inschrift:
A(nn)o · m° · v · xix · Jor · vff · / dinstag · den · xiiij · tag · des · Broch · manes · starB · de(r) · / Ernvest · siffridt / · vo(n) · veningen · Jn · sine(n) · Jvn(n)ge(n) · tage(n) · d(er)c) · sel · got · genod ·
Im Feld unter gekreuzten Aststäben Wappen von Venningen. In den vier Ecken Ahnenwappen. Auf dem Rand zwischen zwei rahmenden Ritzlinien der umlaufend eingemeißelte Sterbevermerk mit Fürbitte.
Der Verstorbene entstammte dem linken Neidensteiner Familienzweig der Freiherren von Venningen. Aus der Ahnenprobe geht hervor, dass er ein bisher nicht nachgewiesener Sohn des Badischen Rats und Landhofmeisters Konrad von Venningen (gest. 1529/30) war, der im Jahr 1500 Maria von Hirschhorn geheiratet hatte. Dementsprechend dürfte Siegfried bei seinem Tode nicht mehr als 19 Jahre alt gewesen sein.
Zum Zeitgeschehen: Johannes Stabius gibt gemeinsam mit Albrecht Dürer eine Weltkarte und Sternenkarten heraus.
Albrecht Dürer kreiert den Holzschnitt „Rhinocerus“.
Grabplatte 21
Reinhard von Remchingen, + 26. 04. 1515
Inschrift:
Anno · domini · xvc · / vnd · xv · am · xxvj · tag · des · aprellen · / starb · de(r) · edel · vn(d) · / vest · reinhart vo(n) remchinge(n) de(m) got genad ·
Im vertieften Feld Wappen von Remchingen; als Helmzier weibliche Figur mit Krone und Zopf. Darüber eine Astwerkarkade.
Die Schriftbesonderheiten sind bis auf den Versal in nahezu identischer Form auf der Grabplatte für Wilhelm von Winterbach zu beobachten, weshalb für beide Grabmäler derselbe Steinmetz anzunehmen ist.
Der Verstorbene lässt sich in die Genealogie der Familie von Remchingen nicht sicher einordnen. Möglicherweise ist er identisch mit Reinhard III. von Remchingen, der für das Jahr 1500 bezeugt ist, nach den bisherigen genealogischen Forschungen jedoch erst 1516 als Minderjähriger gestorben sein soll. Dieser war ein Sohn Sigmunds III. von Remchingen, des Vogts von Graben (Gde. Graben-Neudorf, Lkr. Karlsruhe) und Ettlingen (Lkr. Karlsruhe), der zunächst Barbara von Reichelsberg, später Barbara Küchlin und nach deren Tod Maria Schilling von Cannstatt geheiratet hatte.
Zum Zeitgeschehen: Markgraf Christoph I. übergibt das Land 1515 seinen drei Söhnen Bernhard, Philipp und Ernst und teilt damit die Markgrafschaft zunächst in drei Teile.
Grabplatte 22
Wilhelm von Winterbach, + 19.06. 1515
Inschrift:
Anno · domini · xv[c ·] / vnd · xv · Jar · vff · geruasij · prothasij · / starb · der · vest · w[il·]/helmb) · vo(n) · w[intter]bach · de(m) · got · genad ·
Im eingetieften Binnenfeld unter einer Astwerkarkade ein reliefiertes Vollwappen: Wappen von Winterbach.
Die nahezu vollständige Übereinstimmung der Buchstabenformen, das identische Inschriftenformular und die äußerst ähnliche Gestaltung des Binnenfeldes lassen im Vergleich mit der Grabplatte Reinharts von Remchingen erkennen, dass beide Monumente offenbar von demselben Steinmetz angefertigt wurden.
Wilhelm von Winterbach entstammte einem Niederadelsgeschlecht aus der Nähe von Lautenbach (Ortenaukreis). Er selbst wird in zwei Urkunden des abgegangenen Klosters Engelthal bei Dornstetten (Lkr. Freudenstadt) von 1496 und 1502 genannt. In beiden bestätigt Claus Starck zu Hallwangen (Lkr. Freudenstadt) eine Zinsvereinbarung mit dem Kloster und gibt an, den „edeln vnd vesten junckherr Wilhelm von Winterbach“, seinen „lieben junckherrn“, für diese Urkunden um dessen Siegel gebeten zu haben. Darauf unterschied sich das Wappen von dem der Grabplatte lediglich durch die Anordnung der Vögel und Kugeln. Außerdem ist Wilhelm von Winterbach in zwei Urkunden von Bebenhausen (Lkr. Tübingen) aus den Jahren 1493 und 1506 nachweisbar.
Zum Zeitgeschehen: In dieser Zeit hatte das Kloster Allerheiligen viele Pfründe um Lautenbach.
Grabplatte 23
Matthias von Argenthal (Argendal), + 28. 05. 1524
Inschrift:
Anno Domin(i) 1524 / vff samstag nach corp(us) Cristi starb der / Ersam niclaus von / argendal des sellen gott gnad
Im Binnenfeld ein taschenförmiger Wappenschild in Ritzzeichnung.
Aus den benannten Schriftbesonderheiten geht im Vergleich mit dem Sterbevermerk für Elisabeth Merhelt von Wurmlingen hervor, dass beide Grabplatten in derselben Werkstatt angefertigt wurden. Dafür sprechen insbesondere die Formen des Bogen-r, des s, des g, des nur leicht offenen D und des E mit dem ausgerundeten unteren Bogen. Eine fast ebenso starke Schriftverwandtschaft besteht zu den Grabmälern für die Eheleute von Han, Agathe von Wittstatt und Heinrich Amlung, die dieser Steinmetzhütte offenbar auch zuzuweisen sind.
Obwohl für das 13. Jahrhundert in Argenthal (Rhein-Hunsrück-Kreis) ein gleichnamiges Adelsgeschlecht urkundlich belegt ist, scheint es sich bei dem Verstorbenen doch um einen Bürger zu handeln, der lediglich aus diesem Ort stammte. Dafür spricht vor allem das Epitheton Ersam, das fast nur bei Männern bürgerlichen Standes verwendet wurde.
Zum Zeitgeschehen: Zu dieser Zeit war Philipp I Stadthalter von Baden. 1524 übernahm er das Amt des kaiserlichen Statthalters im Reichsregiment in Esslingen, später in Speyer. In religionspolitischer Hinsicht nahm Philipp eine tolerante Position ein, war er doch von der Notwendigkeit umfassender Reformen innerhalb der katholischen Kirche überzeugt. So erlaubte er in Baden die Priesterehe und die Herstellung reformatorischer Schriften.
Grabplatte 24
Hans Ewer (Ever), Schneider, + 31. 01. 1421
Inschrift:
1421 · begrabe(n) · / hans · ewr · ein · sch/niderd) · vff · donrst/ag · vor · liechtmesz
Da der untere Abschnitt fehlt, ist das Grabmal vermutlich nachträglich beschnitten worden. Im heutigen oberen Drittel vier eingeritzte Zeilen mit dem eingemeißelten Bestattungsvermerk. Die übrige Binnenfläche leer. Die Kanten stellenweise bestoßen.
Ein Schneider namens Hans Eber (bzw. Öber, Euer, Ewer, Ever, Auer) lässt sich in der Stadt Baden zu Beginn des 15. Jahrhunderts sonst nicht nachweisen.
Schneider waren zur Zeit des späteren Mittelalters immer noch nicht gut angesehen. In den Augen des Volkes verrichteten sie Frauenarbeit. Wie anhand vieler satirischer Überlieferungen belegt ist, galt der Schneider schon immer als Verliererfigur. Auch heute noch wird man im Skat Schneider, wenn man besonders wenig Punkte hat – weniger als 30.
Der Stoffhandel war dem Schneider untersagt. Die Stoffe mussten dem Schneider gebracht werden. Zumeist kam ein Schneider nicht zu erwähnenswertem Wohlstand.
Wie es zu erklären ist, dass Hans Ewer eine so große Grabplatte zu teil wurde, ist unklar – zumal sie früher im Chorraum der Kirche lag. Mag sein, dass Hans Ewer – trotz aller Unkenrufe – es mit seiner Kunst so weit gebracht hat, dass er Ansehen und Wohlstand erwarb. …
Frühere Lesarten waren „Schinder“. Aber auch Schinder (Abstreifer, Metzger …) waren damals nicht hoch angesehen.
Zum Zeitgeschehen: Zu dieser Zeit stritten die Gesellen für mehr Rechte. Die Gesellen – auch die Schneidergesellen – wollten auch nach außen zeigen, dass sie nun eine eigene soziale Gruppe bildeten. Wie die Gesellenbruderschaften, so stellten auch die Gesellentrinkstuben ein wichtiges Element im Emanzipationsprozess der nichtselbstständigen Handwerker dar, denen ein hohes Identifikations- und Abgrenzungspotential innewohnte, weshalb die Trinkstuben wiederholt verboten wurden. In Konstanz wurden die Gesellenstuben 1390, 1423 und 1441 verboten. Die Städte Frankfurt, Mainz, Worms und Speyer erließen 1421 ein gemeinsames Verbot, von dem sie sich eine größere Wirksamkeit erhofften.
Grabplatte 25
Vier Kinder des Amtmannes Nikasius Magensreiter (evt. Magens Ritter) von Teysing,
+ 1576 – 1580
Inschrift:
Hie ligend begraben / Katerina altters 13 tag A(nn)o 76 · / Philippus altters 19 Woche(n) A(nn)o 77 · / Wilhelm(us) altters 7 Woche(n) A(nn)o 79 · / Sophia altters 28 Woche(n) A(nn)o 79 · 80 / Des Edle(n) Veste(n) Nicasie(n) Magens=/reitters Zu Teysing derzeit F(irstlich) Marg(revischen) / Raths vn(d) hofmaisterz gwesner Ampt/=ma(n) Zu Bade(n) · Sophia geborne Eg=/=kherin vo(n) Kapfing seiner Eelichen / hauszfrawe(n) beider Eeleibliche kinder / den(n)en Gott gnade Ame(n)n
G · W · S
Im unteren Bereich ein querrechteckiges und beschlagwerkartig gerahmtes Feld stark eingetieft, dessen Ecken durch Voluten verziert sind. Darin nebeneinander zwei plastisch ausgehauene Wappenschilde. Die Außenkanten der Platte vor allem unten leicht bestoßen.
Der Junker Nikasius Magensreiter entstammte einem 1680 erloschenen Adelsgeschlecht, das seinen Stammsitz in Teising (Lkr. Altötting) hatte. Er begann das Studium der Rechte im Wintersemester 1556 an der Universität Ingolstadt und ist für das Jahr 1578 als doctor iuris und Rat des Hochmeisters des Deutschen Ordens Heinrich von Bobenhausen bezeugt. Gleichzeitig muss er in die Dienste Philipps II. von Baden-Baden getreten sein, denn von diesem wurde er am 3. Juli 1578 abgeordnet, um als weltlicher Rat im Gremium des Geistlichen Rates in der Stadt Baden mitzuwirken. In einem Schreiben vom 5. Oktober 1583 unterzeichnet er als „praesident“ und „hofmeister“ des Markgrafen. Seine Frau entstammte dem Geschlecht Ecker von Kapfing. Sie ist in den bisher publizierten Stammtafeln der Familie nicht verzeichnet.
Zum Zeitgeschehen: Philipp II. von Baden ernennt 1580 Francesco Guami – den Posaunenmeister der damaligen Münchner Hofkapelle Orlando di Lassos – zum Leiter des Orchesters. Eine Aufstellung des reichhaltigen Instrumentariums und des umfangreichen Notenarchivs erlaubt uns heute noch einen Blick auf die wohl erste Blütezeit eines größeren Ensembles von Berufsmusikern in Baden-Baden.
Grabplatte 26
Jörg Sies (Süß?), + 18. 02. 155.
Inschrift:
Anno · d(omi)ni · 155[.] / den · 18 · Februari · Starb · der · Ernhafft · Jerg · Sies · Bvrger · zv · Baden · / des · sel · got · gnedig · seÿ · / amen
In der Mitte des eingetieften Binnenfeldes ein reliefiertes Vollwappen (steigender Löwe – Helmzier: Adler) mit tartschenförmigem (schildförmigem) Schild und Stechhelm. Auf der Randleiste zwischen zwei rahmenden Ritzlinien der etwa zu drei Vierteln umlaufend eingemeißelte Sterbevermerk mit Fürbitte. Der überwiegende Teil der linken Randleiste leer.
Das Schriftbild gleicht in fast allen Details dem des Grabmals für Sebastian von Botzheim. Besonders auffällig ist die nahezu identische Ausführung von A, B, F, g, h, Schaft-s, der 5 sowie der verzierten Worttrenner, so dass beide Platten demselben Steinmetz zugewiesen werden können.
Jörg Sies lässt sich anderweitig nicht nachweisen. Möglicherweise war Conrad Sieß, ein um 1512 nachweisbarer Notar des Bischofs von Speyer, mit ihm verwandt.
Zum Zeitgeschehen: Das 16. Jahrhundert, das Zeitalter der Renaissance und der Reformation und Zeit des geistigen Umschwungs, brachte auch eine Umgestaltung in der Tracht. Das Kostüm sollte den Körper nicht mehr eng umhüllen, sondern eine bequeme Bewegung gestatten und im Gegensatz zur früheren Zeit frei und würdevoll zugleich erscheinen.
Grabplatte 27
Philipp von Wittstatt, genannt Hagenbuch, + 14.02.1520
Inschrift:
ANNO · DO(MI)NŸ · 1 · 5 · 2 · 0 / IAR · VFF · SANT · FELTINS · ABENT · STARB · DER · EDEL [·] VN) / VEST · PHILIPS · VON / WIDSTAT · GENANT · HAGENBVCH · DEM · GOT · GNAD
Im eingetieften Binnenfeld ein reliefiertes linksgewendetes Vollwappen: Wappen von Wittstatt mit Querbalken. Auf der außen von einer tiefen Ritzlinie umzogenen Rahmenleiste verläuft der eingemeißelte Sterbevermerk mit Fürbitte.
Philipp Wittstatt ist bereits 1477 mit seinen Brüdern Hans und Anton urkundlich nachweisbar. Seine Frau Agathe von Ramstein heiratete er offenbar vor 1506, denn in diesem Jahr verkauften beide den angestammten Familienbesitz Hagenbuch (Bad Friedrichshall-Hagenbach) für 2000 fl. an den Deutschen Ritterorden. Zwischen 1510 und 1513 ist er als württembergischer Obervogt über das Amt Altensteig (Lkr. Calw) bezeugt. Danach zogen die Eheleute in die Stadt Baden, wo Philipp in markgräfliche Dienste trat. Seine Frau starb hier im Jahre 1518, sein vermutlicher Sohn bereits 1513.
Philipp von Wittstatt war als Stifter am Chorgestühl des Hans Kern (1512) beteiligt.
Zum Zeitgeschehen: 1520 hatte der damalige Papst Leo X. Luther den Ausschluss aus der katholischen Kirche angedroht, wenn er seine 95 Thesen nicht widerrufe.
Grabplatte 28
Agatha von Wittsatt geb. Ramstein, + 1518
Inschrift:
Anno D(omi)ni [1]518 vff de(n) letsten / tag des Nọụẹ(ṃ)ḅṛ(ịṣ) ṣṭạrb die edel ersa(m) frau Agatha gebor(ne) von ramste(n) / des edeln veste(n) phillips vo(n) / witstat genant hagenbuch eliche hussfrau der got gnade.
Im eingetieften Binnenfeld der hochrechteckigen Platte die reliefierte Darstellung der Verstorbenen. Das Haupt ist bis auf das Gesicht von einer hohen Haube mit hinten abfallendem Schleier bedeckt. Von den vor der Brust im Betgestus zusammengelegten Händen hängt ein Rosenkranz herab. In den Ecken des Binnenfeldes die vier Wappenschilde der Ahnenprobe in Courtoisiestellung. Vor den Füßen der Ver-storbenen zusätzlich die zwei Eheallianzwappen in einem Schild.
Die benannten Schriftmerkmale lassen erkennen, dass diese Platte offenbar aus derselben Steinmetzwerkstatt wie das Grabmal für Heinrich Amlung und dessen Frau stammt. Als besonders markantes Kennzeichen ist diesbezüglich das A hervorzuheben. Das g, r und das N kehren in gleicher Form teils auf der Grabplatte für Elisabeth Merhelt von Wurmlingen, teils auf der für Erhart vom Han und Anna Wels wieder, wodurch sich ein größerer Werkstattzusammenhang ergibt.
Zum Zeitgeschehen: 1518 brach in Straßburg eine mysteriöse Tanzwut aus. Die Tanzexzesse dauerten wochenlang an. Unter dem Namen “Straßburger Tanzwut von 1518” gingen sie in die Geschichte ein. Hunderte kollabierten, etliche starben. Henrik Hondius hielt das Treiben auf einem Kupferstich fest. Bis heute lässt sich das damalige Phänomen nicht wirklich erklären.
Grabplatte 29
Drei Mal benutzte Grabplatte – Albert, Frater Capellanus, + 26. 03. 1366
Erste Inschrift:
ANNO D(OMI)NI M° C°C°C°LX[°]/VI° · IN · CRASTINA · ANNVNCIACIONIS · MARIE · O(BIIT) · / ALBEHT · D[. . . . . / . . . . . . . . . . . . .]C̣E · FRATEN · CAPELLANI ·
Übersetzung: Im Jahr des Herrn 1366 verstarb am Tag nach Mariae Verkündigung Albert von (…), der Bruder des Kaplans.
Zweite Inschrift:
REVERENDVS · DOM/INVS · MELCHIOR KEIL · / DE EMPSINGEN · PAST/OR · INETINGHEIM · CV/RAM PALNEI · AD / RECVPERANDAS / CORPORIS · VIRES A/DHIBENS · OBIIT IN · DOM/TNO · DECIMO · NONO · AP/RILIS · ANNO · SALVT/IS · 1624 · CVIVS · / ANIMA · REQVIE·RAT / IN PACE
Übersetzung: Pfarrer in Ötigheim, verstarb im Herrn am neunzehnten April im Jahr des Heils 1624 während einer Badekur zur Wiedererlangung seiner Körperkräfte. Dessen Seele möge in Frieden ruhen.
Dritte Inschrift:
A(NN)O D(OMI)NI · M · DCXXX/IIII · I° IVLIJ · EXCELLE=/NTISSIM(VS) · D(OMI)NVS · WIL/HELM(VS) · PANNELS · ANT=/VERPIENSIS · PICTOR / AVLICVS · BADENAE ·/ AETATIS · SVAE · XXIX / OBIJT
Übersetzung: Im Jahr des Herrn 1633 am ersten Juli verstarb der vortreffliche Herr Wilhelm Panneels aus Antwerpen, Hofmaler zu Baden, seines Alters 29.
Der älteste Verstorbene Albert bzw. Albrecht lässt sich in Ermangelung des Nachnamens nicht nachweisen. Auch Melchior Keil ist als Pfarrer in Ötigheim anderweitig nicht bezeugt. Allerdings dürfte er dieses Amt nur kurze Zeit bekleidet haben, da die Gemeinde erst mit dem Regierungsantritt Markgraf Wilhelms 1622 rekatholisiert worden war. Damals wurde die Seelsorge vorwiegend Jesuiten aus Speyer übertragen.
Der Rubensschüler Willem Panneels war während seiner Reisen 1631 auch in die Stadt Baden gekommen. Er fand hier eine Anstellung als Hofmaler und fertigte mehrere Porträts von markgräflichen Familienmitgliedern an. Anhand des bisher kaum beachteten inschriftlichen Sterbevermerkes lässt sich sowohl das Todesdatum des Künstlers präzisieren als auch sein Geburtsjahr auf 1605 (+/– 1) eingrenzen. Damit wird die Authentizität mancher ihm bisher zugeschriebener Werke, wie z. B. das mit der Künstlersignatur und der Jahreszahl 1640 versehene Gemälde „Diana, die Schwangerschaft Callistos entdeckend“ im Musée des Beaux Arts in Nantes, neu zu diskutieren sein.
Zum Zeitgeschehen: 1366: Im Kreuzzug gegen Alexandria unter der Führung von König Peter I. von Zypern überfällt und plündert Tripolis und Tartus.
Grabplatte 30
Christina Ursula, unbekannter Abstammung, genannt Cordin, + (15)71 – (1511?)
Inschrift: ANNO [15]71 · DEN 2[. TA]G · IVNI · IST · ỊṆ [G]OT · SELIG · E[NTSCH]LAFEN · DI[E] / VIHL · EHR · [VND · T]VGENT · R[EICH ·] FRAW · CH[RISTI]NA · VRSVL[A . . . .]ERIN · GEN[ANT ·] CORDIN · D[ERE]Ṇ · SEL · DER · FẠ[RMHER]ZIGEa) · GỌ[TT · GEN]E[DIG SEY]
Rechts über der Inschrift bürgerliches Wappen: Vierer mit drei Eicheln
Die Verstorbene läßt sich anderweitig nicht nachweisen.
Zum Zeitgeschehen: Das 16. Jahrhundert war eine Zeit des Aufbruchs aus dem Mittelalter in die Neuzeit, geprägt von historischen und sozialen Umwälzungen, aber zugleich auch von einer Aufbruchstimmung in allen Wissenschaften und Künsten, die sich nicht zuletzt in Erfindungen und geographischen Entdeckungen niederschlug.
Grabplatte 31
nur Umschrift – Name nicht zu finden
Inschrift:
ạṇṇọ · ḍ[(omi)ni] · ṃ ·a) / cccc · ix ·
Grabplatte für eine(n) Unbekannte(n). Ursprünglicher Standort nicht überliefert.
Knapp über der Schnittfläche ist nur noch die innere Rahmenritzlinie schwach erkennbar. Die gesamte Plattenoberfläche stark bestoßen und abgetreten.
Grabplatte 32
Matthias Rothenberg (Rottenberg), + 27. 06. 1749
Inschrift:
HIC IACET / (IGNATIUS JOSEPHUS) MATHIAS / ROTHENBERG / MA(GNE SPEI ADOL)ESCENS / (INNOCENTIAE MORUM LITTERARUMQ) STUDIO / OMNIBUS CHARUS NULLI SECUNDUS / SED / COELO MATURUS, MUNDO MORTUUS EST XII / DIE XXVII JUNII / MDCCXLIX / R.J.P.) –
() aus früheren Aufzeichnungen entnommen.
Das Wappen (schon früher beschrieben): in zwei Feldern das Metropolitenkreuz, in zwei übrigen (jeweils ein) Mühlrad, das auch die Helzier bildet.
Da das meiste des Steines abgeblättert ist, kann man nur auf das zurückgreifen, was im 19. Jahrhundert entziffert werden konnte.
„Deutsche Inschriften Online“ boldet den Stein nicht ab. Es wird auch nichts darüber geschrieben. Die oben aufgezeigte Inschrift wurde entnommen aus „Die Denkmäler Badens“ Bd 11 – Die Spitalkirche
Zum Zeitgeschehen: Johann Sebastian Bach stellt die finale Version seiner h-Moll-Messe fertig.
Die Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel wird uraufgeführt und mit Begeisterung aufgenommen.
Grabplatte 33
Friedrich Kraft von Dellmensingen, + 20. 10. 1606
Inschrift:
VFF · DEN · 20 · OCTOB=/RIS · ANNO · 1606 · IST / IN · GOTT · VER · SCHIDEN / DER · EDEL · VND · VEST / FRIDERICH · KRAFT · VON / DELMESINGEN · GEWESNER / FIRSTLICHER · MARGREVIS(CHER) / BVRGVOGT · ALHIE · ZV / BADEN · SEINES · ALTERS / 51 · IAHR · DESEN · SELEN / DER · ALMECHTIG · GOTT / GENEDIG // SEI · AMEN
Die Rahmenecken werden von Medaillons mit reliefierten Sonnenscheiben überlagert, die jedoch unten nur als Viertelkreise ausgebildet sind. Die breiten Rahmenleisten sind mit Diamantquadern besetzt. Das untere Wappenfeld flankieren zwei kannelierte Pilaster, denen zwei nach innen hineinragende Voluten entspringen. Dazwischen zwei reliefierte Eheallianzwappen. Der die beiden Felder horizontal teilende Steg ist in der Mitte mit einem in die Inschrift hineinragenden und deren letzte Zeile unterbrechenden Ornament besetzt.
Friedrich Kraft von Dellmensingen entstammte einer weit verzweigten Patrizierfamilie aus Ulm. Er kam am 3. Oktober 1555 als Sohn des evangelischen Ratsältesten Hans Kraft und der Magdalena, geb. Kraft von Dellmensingen, zur Welt. Er heiratete Anna Maria Löw, eine Tochter des katholischen Ulmer Patriziers Jakob Löw, mit der er 1586 das erste Kind hatte. Im gleichen Jahr trat er seinen Dienst als Vogt der Reichsstadt Ulm in Albeck (Stadt Langenau, Alb-Donau-Kreis) und 1594 in Leipheim (Lkr. Günzburg) an. Am 7. September 1601 wurde er jedoch davon wegen Unordnung im Amt und leichtfertiger Lebensart suspendiert. Danach muss er zu unbestimmter Zeit nach Baden gekommen sein, um vermutlich noch unter Ernst Friedrich von Baden-Durlach seine letzte Stelle als markgräflicher Burgvogt anzutreten.
Zum Zeitgeschehen: Die Baden-Badener „Fettquelle“ wird 1606 als solche zum ersten Mal schriftlich erwähnt.
Text & Zusammenstellung: Tom Dorner